Vor 3 Wochen habe ich mich auf einer Woofing-Homepage angemeldet, das heißt man arbeitet für eine Familie, eine Farm oder einem Holidaypark ein paar Stunden am Tag und bekommt dafür Unterkunft und Essen. Somit verdient man kein richtiges Geld, aber die Lebenskosten sind gedeckt und man gibt nicht so viel Geld aus und lernt richtige Kiwis (die Leute, obwohl in meinen erstem Fall auch die Vögel) kennen.
Und so suchte ich noch in Auckland nach einer Station, wo ich als Erstes bleiben wollte – für mich war klar, dass ich zuerst in den Norden der Nordinsel möchte. Und so fand ich einen netten Eintrag auf dieser Homepage über einen Holidaypark in Aroha Island, ca 30 Minuten nördlich von Paihia, also schon im Norden aber noch in der Zivilisation. Nachdem ich meistens allein unterwegs bin, dachte ich mir ein Campingplatz wäre perfekt, da man hier ständig neue Leute kennen lernt und nicht so sehr an eine Familie gebunden ist. Und so antwortete ich auf diese Anzeige und bekam einen Tag später die Zusage, wenn ich 2 Wochen bleiben konnte und nachdem nichts geplant war, hatte ich ja alle Zeit der Welt.
Aroha Island ist eine kleine Insel in der Bay of Island, die aber über einen Dammweg ganzjährig mit dem Auto befahrbar ist, das heißt man braucht keine Fähre um hinzukommen. Hier leben richtige Kiwis (die Vögel) und die Insel ist nicht sehr groß, es gibt den Campingplatz, der auf einen oberen Bereich und einen Strandbereich aufgeteilt ist, es gibt einen Strand und viel Wald. Die Insel ist Vogelschutzgebiet und es tummeln sich sehr viele verschiedene Vogelarten hier und dementsprechend ist die Geräuschkulisse täglich traumhaft- wie auf einer Entspannung-CD. Ich wunderte mich jetzt erst wie wenig Musik ich hier höre, ich liebe Musik und zu Hause läuft ständig Hintergrundmusik oder sobald ich das Haus verlasse ist meine erste Tätigkeit meist die Kopfhörer einzustöpseln, aber hier braucht man es nicht, die Natur macht die schönste Musik. Vogelgezwitscher war eines der wenigen Dinge, die mir in Wien sehr gefehlt haben.
Und so kam es, dass ich mit Mylu Cody auf die kleine Insel zusteuerte und unglaublich herzlich aufgenommen wurde. Mylu Cody bekam ein Zuhause direkt am Strand und dort wohnen wir jetzt seit zwei Wochen. Das Inselleben ist unglaublich toll und es fühlt sich hier nicht wie Arbeit sondern wir Urlaub an. Täglich um 10 beginnt die Arbeit für 1 bis maximal 2 Stunden helfen wir hier alles sauber zu machen und es gibt 3 Cottages, die wir putzen, Betten neu beziehen und für die nächsten Gäste fertig machen. Danach gibt es jeden Tag Teatime, bei der alle Helfer und die Manager gemeinsam Tee trinken, Kekse essen und tratschen. Es kommt öfters vor, dass die Teatime länger dauert als die Arbeit, aber genau das macht es so nett hier.
Die ersten Tage hier war ich ständig müde, ging früh schlafen und da wir erst um 10 beginnen, konnte ich in der Früh auch lange schlafen – traumhaft! Ich merkte, dass ich diese Auszeit brauchte und dass sie mir richtig gut tat. Den Nachmittag verbrachte ich mit lesen, relaxen, am Strand sitzen und dann kam der Tag an dem es etwas fad wurde und ich genug Ruhe hatte. Die göttliche Fügung wollte es so, denn genau an diesem Tag kam eine Engländerin namens Julia, die schon einmal hier war und sich bestens auskennt. Sie liebt das Wasser genauso wie ich und so kam es, dass ich mir ein Kajak schnappte, sie ihr Stand-up Paddelboard und schon waren wir am Wasser. An diesem Tag war das Meer ziemlich rau und es war ganz schön anstrengend, daher machten wir nur eine kleinere Runde. Am nächsten Tag war das Wetter besser, nicht ganz so viel Wind und wir machten eine nette vierstündige Tour in eine Bucht weiter draußen. Julia kennt sich hier sehr gut aus und zeigte mir viele nette Plätze. Hier am Campingplatz arbeiten ebenfalls ein französisches Paar, die an diesem Tag eine Neuseeländer beim Boot streichen und putzen geholfen haben. Als wir in der Bucht ankamen, in dem ein kleiner Hafen ist, schrie plötzlich jemand: „Julia! Iris!“ und so trafen wir das französische Paar am Boot. Der Besitzer lud uns gleich auf Tee & Kekse ein (herrlich British hier!) und eine kleine Stärkung bevor wir wieder zurück mussten. Wir saßen in der Sonne auf einem traumhaften Segelboot und unterhielten uns sehr nett und hatten eine tolle kleine Pause. Danach ging es für uns wieder zurück zur Insel, und diesmal mit den Wellen, was deutlich angenehmer und entspannender war.
Wenn man auf einer kleinen Insel lebt, die man in ca 30 Minuten komplett umrunden kann, ist es nahe liegend, dass man die sportliche Betätigung am Wasser macht. Und so sind die Kajak Ausflüge, soweit das Wetter gut ist am täglichen Programm. Hier gibt es in der nahen Umgebung so viele Buchten und Mangrovenwälder zu erforschen, dass es nie fad wird.
Wie ich vorher schon geschrieben habe, gibt es hier auch 2 wild lebende Kiwis (Vögel): Henrietta, die Kiwi-Oma ist circa 40 Jahre als und Haydn, der Kiwi-Mann ist circa 20 Jahre alt. Die ersten Tag hier war es recht windig und hat hin und wieder geregnet, das mögen die Kiwis nicht so gerne und da ist es schwieriger sie zu finden. Doch dann wurde das Wetter besser und so nahm uns Dom, einer der Manager hier, auf unsere private Kiwi Tour mit. Natürlich kennt er alle guten Plätze und so gingen wir um 20.40 Uhr los zu dem Platz wo ihre Nester sind. Kiwis sind flugunfähig und nachtaktiv, außerdem sehen sie sehr schlecht, dafür riechen und hören sie umso besser. Am besten zieht man Jogginhosen und Kleidung an, die wenig Geräusche macht, nicht raschelt und man benutzt Unmengen an Moskitospray. Also verschanzten wir uns im Wald nahe der Nester und warteten bis die zwei Kiwis auf Futtersuche gingen. Man darf nur rote Taschenlampen benutzen (anscheinend sehen sie kein rot, das ist zumindest meine Erklärung) und als der erste Kiwi sein Nest verließ leuchtete uns Dom mit seiner speziellen roten und sehr starken Taschenlampe und so konnten wir sie super sehen und sogar einige Minuten beobachten. Es herrschte Totenstille und musst ganz ruhig sitzen, sich nicht bewegen und ganz leise sein, wenn sie uns nicht wahrnehmen kann man sie toll beobachten. Dann verließ noch der zweite Kiwi sein Nest und auch diesen konnten wir sehr gut sehen und noch etwas beobachten bevor beide ganz gemütlich im Wald verschwanden. Dom borgte uns dann seine Taschenlampe und erklärte und wo wir sie am besten noch sehen können. Wir gingen den Pfad entlang und konnten sie recht schnell im Gebüsch hören, doch nicht sehr gut sehen. Es war ein richtiges Abenteuer sich ganz leise durch den stockfinsteren Wald zu schleichen, aufzupassen wo man hintritt und auf Rufe und rascheln im Gebüsch zu achten. Plötzlich wurde es still im Gebüsch und so wussten wir, dass sie weg waren also gingen wir ein Stück weiter um wieder unser Glück zu versuchen. Und tatsächlich fanden wir einen Kiwi wieder und konnten ihn nochmal einige Minuten beobachten und er ging auch direkt vor uns auf dem Weg um auf die andere Seite zu kommen – danach kamen andere Leute und so konnte man sie nur mehr hören aber nicht sehen und ich beendete die Suche. Es war wirklich ein Abenteuer die tollpatschigen Vögel so nah zu sehen und sie zu beobachten und wir hatten einen traumhaften Abend und sahen die Kiwis sehr lange, super gut und auch sehr nah.
Die letzten Tage war das Wetter traumhaft schön und heiß, schön langsam kommt der Sommer. Und so war ich mit Julia einen Nachmittag in Paihia am Strand und sie konnte ihre Kite-Sachen nutzen, denn der Wind war recht gut.
Dann machten wir mit dem französischen Pärchen einen Ausflug zur Matauri Bay und hatten einen traumhaften Tag am Strand, waren baden, relaxten und genossen einfach den nahen Strand und das tolle Wetter. Auch wenn es hier sehr heiß ist, sind nie viele Leute am Strand, da es so viele gibt, dass sich das schön aufteilt.
Um noch alle touristischen Punkte zu erledigen, waren wir noch beim Stonehouse (Neuseelands ältestes Steinhaus wurde 1882 erbaut) und bei den Rainbow Falls.
Und so ist meine Zeit in Aroha Island schon wieder fast vorbei! Die zwei Wochen vergingen wie im Flug und morgen geht es mit der deutschen Julia weiter südlich, da wir am Dienstag den Tongariro Crossing machen – eine der schönsten Tageswanderungen der Welt 🙂