Um 6.30 Uhr läutete der Wecker, doch bei all der Vorfreude und der Angst zu verschlafen, war ich schon davor munter. Ich wagte es kaum den Vorhang beiseite zu schieben und der erste angsterfüllte Blick galt dem Himmel – ist der Wettergott uns gnädig? Können wir unsere Tour starten? Und tatsächlich blitze die Sonne vom Himmel und es war ein strahelnd blauer Tag, etwas frisch aber schön. Und so wurde ausgiebig gefrühstückt und die am Vortag vorbereiteten Sandwiches eingepackt, um 8 Uhr wurden wir vom Shuttle zum Anfangspunkt des 19.4km langen Tongariro Alpine Crossing abgeholt. 19.4 km. Eine ganz schön lange Strecke, wenn man sich diese auf der Geraden vorstellt – doch was passiert wenn man diese über einen Berg überwinden muss? Ich weiß es nicht, da ich es noch nie gemacht habe, zumindest nicht in dem Ausmaß. Also war es eine Überraschung, ich war doch etwas nervös, ob alles gut gehen würde. Die erste Befürchtung, dass das Wetter nicht mitspielt war schon einmal erledigt.

Also bestiegen wir um 8 Uhr den Bus, der uns zum Anfangspunkt brachte, noch Sonnencreme aufgetragen und um ca 8.30 Uhr wanderten wir voller Tatendrang die ersten Meter. Gleich zu Beginn kommt ein Schild mit der Aufschrift: Tongariro Alpine Crossing 19.4km und darunter ein kleineres Schild km 0, ich muss sagen, dass war etwas demotivierend 😉 Und so wanderten wir eine eher ebene Strecke über Schotterwege und teils auf Holzpfaden entlang. Nach ca 3km kommt dann der erste Anstieg, der es schon ziemlich in sich hatte, hunderte von Stiegen, jede eine andere Höhe um immer weiter bergauf zu kommen. Wir waren sehr entspannt und ließen uns nicht hetzen, sondern genossen die Landschaft und waren eher gemütlich unterwegs. Der letzte Shuttle ging um 17.30 Uhr zurück und der war unser Ziel 🙂 Zu diesem Zeitpunkt war der Spruch: der Weg ist das Ziel für uns noch gültig und motivierend.. das sollte sich jedoch noch ändern.
Nach gefühlten 100.000 Stiegen, hatten wir den ersten Anstieg geschafft und es wurde wieder etwas flacher – wenn auch nur für ein kurzes Stück. Die Landschaft wurde immer karger und verwandelte sich in ein Bild wie eine Steinwüste – egal wo wir gingen, es sah immer atemberaubend aus und auch das Wetter blieb wunderschön. Es war etwas windig und hatte ca 15 Grad, aber blauen Himmel und Sonnenschein, das perfekte Wetter.

Es ging immer weiter bergauf und so erreichten wir nach ca 3-4 Stunden den Red Crater. Von da an hatten wir den steilsten Anstieg vor uns, aber danach wurde es flacher und ging mehr bergab. Also gingen bzw kletterten wir den nun sehr steilen und steinig bis felsigen Weg hinauf. Wir waren immer noch gemütlich unterwegs, doch der Weg war doch sehr anstrengend und Kräfte raubend. Ich schaute immer nur die nächste Passage an und hoffte, dass es irgendwann vorbei war 😉

Stein um Stein, Meter um Meter und Oberschenkel die brennen wie Feuer und endlich, die letzten Meter vor sich. Das Gefühl oben angekommen zu sein war unglaublich und jeder Zentimeter war es wert, der Ausblick und die Landschaft atemberaubend!

Wir gönnten uns eine kleine Pause und waren einfach fasziniert und gefangen von der Umgebung und ließen es wirken.
Der Ausblick auf 3 Seen, einer türkiser als der Andere, die steinige Umgebung und die Vulkane, heißer Boden und dampfende Löcher.
Jetzt hatten wir uns eine Stärkung verdient und die ersten Sandwiches wurden gegessen, nach so viel Anstrengung schmeckt es doch am Besten.

Noch ein paar Fotos gemacht und dann den rutschigen, steilen Weg auf losem, sandigem Boden hinunter, spätestens jetzt war ich über meine Wanderschuhe sehr froh, da man sehr wenig halt hatte, leicht rutschte und viele landeten auf ihrem Hinterteil. Nach der ganzen Anstrengung hatte man mal ein paar hundert Meter Verschnaufpause und es ging eben dahin. Nun war es so weit und der letzte längere Anstieg kam, ab diesem Zeitpunkt hatte ich auf Durchzug geschalten und habe nur mehr einen Fuß vor den Anderen gesetzt um es irgendwie hinter mich zu bringen- ja, ich war etwas müde und geschlaucht. Aber auch das verging und dann war das Bergauf-gehen geschafft! Das Hochgefühl war berauschend, was wir jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz realisiert hatten: wir sind erst ca 10km gegangen.

Und so marschierten wir fröhlich weiter und weiter und weiter bis wir an den Punkt gekommen waren, wo wir uns fragten wie weit es eigentlich noch ist? Da man schon einige Kilometer bergab gewandert ist, das einem weniger anstrengend vorkam, jedoch sehr auf die Knie ging, kam die große Enttäuschung als und klar wurde, dass wir noch einige Stunden unterwegs sein werden. Und so wurde der Spruch: Der Weg ist das Ziel mehr zur Folter als zur Motivation.
Stoisch gingen wir weiter als wie endlich die Hütte erreichten, von hier konnte es nicht mehr weit sein, doch das Schild belehrte uns eines besseren: 1 1/2 Stunden bis zum Ende. Pfffff. Die Knie schmerzten, mittlerweile waren wir gute 6h unterwegs. Ab da hieß es nur mehr: durchhalten.

Die letzten 3 km führten durch einen Wald, sehr schöne Natur und tolle Umgebung, jedoch waren es die längsten 3km meines Lebens und nach jeder Ecke dachten wir, es endlich geschafft zu haben. Umso mehr jubelten wir, als wir die Überdachung und die Busse sehen konnten und wussten: JETZT HABEN WIR ES GESCHAFFT!!
Im Nachhinein fühlt sich alles nicht so schlimm an und das Glücksgefühl überwiegt, aber es war ein sehr anstrengender Tag und es tat alles weh, doch es hat sich wirklich gelohnt und die Landschaft war einfach einmalig!