Um von Siem Reap nach Phnom Penh zu kommen buchten wir einen Minivan, der uns um 08.00 Uhr vom Hotel abholte und die Fahrt dauerte 6h -lächlerlich für uns 😉
Die Straßenverhältnisse, sofern Straßen vorhanden sind, waren sehr schlecht und so wurde es eine weitere Rumpelfahrt, jedoch war es landschaftlich sehr nett.
In Phnom Penh angekommen bezogen wir unser Hotelzimmer (mittlerweile war es 15.00 Uhr), anschließend spazierten wir zum Flussufer und gingen Abendessen.
Der zweite Tag in Phnom Penh wurde für Sightseeing genutzt. Wir starteten in der Früh mit dem Royal Palace und der Silberpagode. Die Anlage ist recht groß und besteht aus diversen Gebäuden, wie zB Tanzsaal, Thronhalle, Empfangsgebäude für offizielle Treffen usw., außerdem befindet sich der Wohnsitz des Königs auf dem Gelände.
Im zweiten Teil des Areals kann man die Silberpagode besichtigen, eine Pagode deren ganzer Fußboden aus Silberfliesen (jede wiegt mehr als 1 kg) besteht. Nett, aber nicht besonders spektakulär, außerdem ist der Großteil des Bodens mit Teppichen abgedeckt. Die Pagode ist von zahlreichen Stupas und einigen kleinen Gebäuden umgeben.
Während unserer Besichtigung des Areals der Silberpagode passierte plötzlich jenes, dass ich schon länger befürchtet habe – mein Flip Flop Band löste sich zwischen den Zehen und so konnte ich nicht weiter gehen – mit einem oder gar keinem Schuh??
Also setzte ich mich auf eine kleine Bank und versuchte den Schuh zu reparieren – nur wie? Zurück hinein stecken und hoffen das es hält? Geht nicht! Tixo? Auch nicht das Wahre.. Nach etwa 2 Minuten kam eine Frau aus Kambodscha zu mir, nahm mir den Flip Flop aus der Hand und meinte sie repariert es für mich – 3 Minuten später konnten wir weiter gehen!
Wie wurde der Flip Flop geflickt? Einfach, kreativ und genial, wie alles hier!
Sie stach ein Loch durch die Sohle, fragte ihren „Papa“ (anscheinend war sie Guide und führte ein älteres Ehepaar durch den Royal Palace) ob sie einen Strohhalm haben kann, fädelte die Schnur, die zwischen den Zehen ist, durch und band auf der unteren Seite des Flip Flops die Enden der Strohhalme mit einem Ast zusammen sodass sie nicht mehr hindurch rutschen konnte – das wars!
Mit meinem neu geflickten Schuh ging es im Anschluss zum Nationalmuseum in Phnom Penh, hier ist das Hauptthema Angkor und es gibt zahlreiche Statuen von Angkor (im Inneren war fotografieren verboten). Von außen sieht es sehr spektakulär aus, im Inneren ist es sehr einfach gestaltet – nicht vergleichbar mit dem in Siem Reap!
Nun war eine Pause fällig! Also ruhten wir uns am Flussufer eine Weile aus bevor die zwei bekanntesten Wats (wir beschränkten es auf die beiden) erkundet wurden. Der erste ist der bekannteste Wat in Phnom Penh, da er mit der Gründungssage der Stadt zusammen hängt – Wat Phnom. Dieser liegt auf einem kleinen Hügel im Norden der Stadt, bis vor kurzem hat in dem kleinen Park um den Wat eine Elefantendame gewohnt, die bei Touristen sehr beliebt war, jedoch wurde sie von den Behörden umgesiedelt, wohin sie wirklich kommen wird weiß noch niemand. Der zweite Tempel war der Wat Ounalom, in dem angeblich eine Augenbraue des Buddhas aufbewahrt wird. Also wir durch spazierten hatten wir Glück, denn der Wächter des kleinen Gebäudes in der die Augenbraue sein sollte war gerade hier und winkte uns gleich zu sich.
Dieses kleine Gebäude war gerade so groß, dass wir drei hinein passten und wir mussten fast hinein kriechen, so klein war der Eingang. Als wir uns darin hinsetzten begann der alte Mann Räucherstäbchen anzuzünden und zu beten, danach bekamen auch wir Räucherstäbchen und wurden von dem Mann „gesegnet“ und er wünschte uns gute Geister – es war sehr interessant und auch etwas berührend obwohl es für uns fremd ist. Der Mann sprach so gut wie kein Wort Englisch aber mit Händen, Füßen du einem Lächeln geht alles.
Nun beschlossen wir, dass es genug für den Tag war und wir spazierten zum Flussufer. Dort waren sehr viele Einheimische und betrieben Sport auf öffentlichen Sportgeräten oder spielten Ball gemeinsam – toll anzusehen!
Plötzlich sprach mich ein Mann an und fragte ob ich „die mit dem Flip Flops vom Royal Palace“ sei. Nach kurzem wurde mir klar, dass er „Papa“ war, der mir den Strohhalm spendierte und wir lachten und waren alle begeistert, dass der Schuh noch fest hielt.
Bevor es finster wurde, brauchte ich jedoch eine neue „Bereifung“ für den nächsten Tag und so fuhren wir mit dem Tuk Tuk zum Russenmarkt. Als wir angekommen sind, wurde es bereits finster, irgendwie vertrödelten wir einige Zeit auf der Promenade und der Großteil des Marktes war bereits geschlossen.
So begaben wir uns mit dem nächsten Tuk Tuk zum Hotel und auf der Fahrt begann es in Strömen zu Regnen – das erste Mal in 4 Wochen! und so beschlossen wir im Hotel zu Essen.
Am dritten Tag in Phnom Penh hatten wir um 17.45 Uhr unseren Weiterflug nach Hanoi, Vietnam und so konnten wir den halben Tag noch nützen. Am Vormittag wurde der Rucksack gepackt und ausgecheckt.
Dann setzten wir uns mit einem sehr grauslichen, geschichtlichen Thema von Kambodscha auseinander, was sehr berührend war- wir fuhren in das Tuol Sleng Museum.
Auch jetzt gerade, während ich diese Zeilen schreibe läuft mir die Gänsehaut wieder auf!
Zum besseren Verständnis empfehle ich euch, nehmt euch die paar Minuten und lest ganz kurz in diesem Bericht von Wikipedia nach worum es geht! Außerdem ist es so grauenvoll, dass ich hier nicht allzu viel davon schreiben möchte.
Das Tuol Sleng Museum war damals das S21 Gefängnis, wo die roten Khmer während ihrer Herrschaft circa 20.000 Menschen gefoltert und getötet haben. Wir nahmen uns einen Guide, die uns sehr viel darüber erzählte und so bekamen wir viele Hintergrundinfos. Ihre Eltern waren damals ca 14 Jahre und waren in Kindergefangenschaft, das hieß den ganzen Tag am Feld arbeiten, sie bekamen nur 4 Stunden schlaf pro Tag, den Rest mussten sie am Feld arbeiten und das mit 14 (die jüngeren waren bis zu 7 Jahre).
Phnom Penh wurde komplett evakuiert und alle Menschen mussten aufs Land um als Farmer zu arbeiten, alle gebildeten Menschen (Lehrer, Ingenieure, Ärzte, etc.) und deren ganze Familie wurde zuerst verhört und danach umgebracht.
Die Soldaten waren Kinder zwischen 10 und 25 Jahren, unser Guide erzählte uns, dass es „normal“ war, dass ein Kind mit 13 Jahren 300 Menschen umgebracht hatte.
Sie zerstörten alle Tempel, Häuser, ihre eigene Kultur und das ganze Wissen ihres Volkes – der Guide meinte, dass sie mindestens noch 20-30 Jahre brauchen bis sie wieder genügend gebildete Leute haben.
Das Gefängnis S21 überlebten 7 Menschen, wovon noch 2 am Leben sind und diese kommen täglich wieder zurück zum Gefängnis und verkaufen ihre Biografien- wir lernten beide kennen! Der eine erzählte uns, dass sie ihm alle Fingernägel zogen (davon ist ihm ein gebrochener Finger geblieben, der schlecht verwachsen ist) und ihm so viele Elektroschocks verpassten, dass die eine Körperhälfte nicht mehr Einsatzfähig ist, also er hört und sieht auf einer Hälfte seit dem nichts mehr – aber das schlimmste sie erschossen seine Frau und sein Baby vor seinen Augen! Also er hatte wirklich ALLES verloren..
Es war wirklich schrecklich und bewegend… und genug der schlimmen Dinge hier!
Wir vertrödelten die restliche Zeit am Flussufer (sonst gab es in Phnom Penh keine sehr netten Plätze zum Zeit vertrödeln) und fuhren mit dem Tuk-Tuk im Anschluss 45 Min. über Sandstraßen zum Flughafen – wir waren Sandgebadet 😉
Um 17.30 Uhr bestiegen wir unser Geisterflugzeug, eine riesige Maschine und wir waren 20-25 Passagiere!
Und wie es in Hanoi weiter ging, werdet ihr bald lesen können!! Bin gerade dabei, alles aufzuarbeiten! 😀
isi
Hallo ihr Beiden, nicht immer alles so schön wie man sieht, wird euch noch gar nicht fad? Bei uns wird’s immer kälter. Sonst alles ok lG michl
Habe gerade die Links gelesen über das S21 und bin zutiefst erschüttert, es muß furchtbar gewesen sein – durch dieses Gebäude zu gehen, wo so viele Menschen gestorben sind.
Aber leider gibt es immer wieder Verrückte, wie wir ja aus unserer Geschichte wissen.
Vielleicht sind deswegen die Leute so hilfsbereit, denn dein Flip Flop sieht echt toll aus, man muß sich nur zu helfen wissen.
LG Günter und Elfi
Ich finde eure Reise sehr faszinierend, nein eigentlich wir alle….ganz neugierig schauen wir immer nach euren Abenteuern. Ich finde es einfach super, daß ihr beide euren Traum verwirklichen könnt – ganz viel Spaß noch !!!! Bussl Uschi
Ich bewundere euren Mut und Tatendrang,sehr interessant das jeden tag zu verfolgen.Auf den Fotos sieht man das es euch gut geht,Martin wird immer dünner,ich glaube wir müssen ihn wieder zum Essen einladen!Eure Nachbarn-Walter und Denisa
Es ist sehr interessant auf unsere Art zu reisen, man bekommt sehr viel mit von der Kultur des Landes und man sieht wie die Leute hier einfachst leben. Uns geht es gut und wir werden auch nicht dünner, dazu ist das Essen hier zu köstlich! Martin wird sich sicher freuen wenn ihr ihn
wieder einladet.
wurde dein flipflop jetzt schon zum 2. mal repariert????
Soll ichs dem Christkind sagen?
Nein zum ersten Mal, aber es wäre toll wennst es ihm sagen könntest wenn du ihn siehst! 🙂
Sag einfach dort hin wo alles geschmückt ist aber niemand feiert 😀
hast du auch brav die arbeitszeit und das eingesetzte material bezahlt? 😉
ja, das improvisieren ist in der westlichen zivilisation schon meist abhanden gekommen …
viel spaß weiterhin noch …
Nein, habe nichts bezahlt 😉 allerdings wären 3 Minuten Arbeitszeit, ein Strohhalm und ein Ast aus dem Royal Palace(war übrigens verboten etwas abzubrechen) sicher leistbarer als bei uns Schuhe zu reparieren 😀
Ja das stimmt, obwohl wenn man ich hier sehe bin ich so begeistert, dass es mir daheim sicher fehlen wird! 🙂
Lg isi